ratiodry®
Verfahren
Im Verfahren ratiodry® wird eine Trockenbaukonstruktion mit Innendämmung zur Entkoppelung des Innenraums von der Gebäudehülle mit einem Monitoring des Feuchte- und Schadstoffabtransports zur Qualitätssicherung kombiniert.
Für die konstruktive Trockenbaulösung und das Monitoringsystem wurden entsprechende Schutzrechte angemeldet und ein Prototyp zur konstruktiven Lösung für ein belüftetes Trockenbausystem zur Klimastabilisierung sowie zur Schad- und Geruchsstoffabfuhr aus erd- und außenluftberührten Bauteilen ohne Emissionen in die Raumluft eines Gebäudes in Betrieb genommen.
Für den Prototyp wurden Material- und Lohnkosten in Höhe von 275,-€/m² installierte Trockenbaufläche benötigt, die in einer seriellen Ausführung sicher noch signifikant gesenkt werden können. Bezogen auf einen Raum von 100 m² Nutzfläche und 2,50 m Höhe und Berücksichtigung aller Wände würde sich bei einer Kaltmiete von 10 € eine derartige Maßnahme in knapp 5 Jahren amortisiert haben.
Eine pragmatische Systemlösung sollte nun ein Montagesystem ohne wesentliche Arbeiten außerhalb der Umfassungsbauteile schaffen. Sie wurde als Trockenbau-Vorsatzschale die Grundidee verwirklicht. Dazu erfolgt durch ein Lüftungssystem die Austrocknung von durchfeuchteten Bauteilen. Das Lüftungssystem weist hierfür ein an der Innenseite eines durchfeuchteten Bauteils angeordnetes Doppel-Luftspalt-System auf.
Das Doppel-Luftspalt-System erfasst die Grenzschicht an der Bauteiloberfläche, in welcher der Wärme- und Feuchteaustausch zwischen Bauteil und Raumluft stattfindet. Die Emissionen aus dem durchfeuchteten Bauteil werden zu einem Innenraum dampfdichten Bekleidung aus feuchteresistenten Baustoffen. Das Doppelluftspaltsystem weist einen bauteilseitigen Luftspalt, einen raumseitigen Luftspalt und eine Kerndämmung auf. Die Kerndämmung ist zwischen beiden Luftspalten angeordnet, Am Fußboden und an der Decke verbinden Durchgangsöffnungen in der Kerndämmung beide Luftspalte, um einen thermisch und hygrisch induzierten Rotationsstrom der Luft im Doppelspalt zu ermöglichen.
Das Monitoring-System besteht aus einem Mehrkammer-Detektor mit doppelwandigem Messrohr mit Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsmessung, einem Detektor mit Datenübertragung, Serververarbeitung, Datenspeicherung, Visualisierung, Online-Zugriff und Ansteuerung von Trocknungsgeräten. Der Detektor ist langzeitstabil und baustellentauglich. Die Innovation besteht in der permanent und parallel an mehreren Stellen innerhalb des Bauteils ermöglichten Ausgleichsfeuchtemessung mit zustandsabhängiger Ansteuerung von Lüftern, Trocknern und Heizgeräten auf Basis des aktuellen Standards für technische Trocknung durchfeuchteter Bauteile.
Das entwickelte Know-how ermöglicht nunmehr, dieses System für Unternehmen bzw. Eigentümern oder Nutzern betroffener Gebäude anzubieten, die an Feuchtesanierungen interessiert sind. Die Qualitätssicherung für diese innovative Trockenbaulösung erfolgt durch ein integriertes Feuchtemonitoring, so dass der Trocknungs- bzw. Trockenhaltungsprozess sicher überwacht und ggf. gesteuert werden kann.
Nutzen
Mit ratiodry® werden Kostenersparnisse, Gesundheitsschutz, Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, Werterhaltung und Energieeinsparung für den Eigentümer oder Nutzer eines Gebäudes durch die permanente Kontrolle und Gewährleistung der Feuchte-Sollwerte in den Bauteilen erzielt. Eine Möglichkeit zur staatlichen Förderung des Einsatzes von ratiodry® besteht z.B. durch die KfW (Effizienzhaus Baubegleitung).
Das Ziel des Verfahrens besteht in der Bereitstellung von dringend benötigtem Wohn- bzw. Nutzraum durch bisher nicht wirtschaftlich realisierbare Nutzbarmachung von Gebäudeteilen, die bislang solchen Nutzungen entzogen sind. Zudem ist die Lösung für Gebäude geeignet, die dem Anwachsen von Feuchteschäden und Kontaminierungen infolge von Extremwetterlagen wie Starkregenereignissen und Hochwasser, der energiekrisenbedingten Einschränkung von Heizung und Lüftung mit Kondensatschäden, fehlerhaft ausgeführter Dämmungen sowie neuer Handlungserfordernisse durch die Ausweisung von Radon-Vorsorgegebieten ausgesetzt sind.
Bisherige konservative Lösungen, wie Abdichtung oder Abriss und Neubau sind aufgrund fehlender Kapazität, wachsender Material- und Zinskosten, hohen Energieverbrauchs, hoher CO2- Emissionen, hohem Zeitaufwand, zunehmender Flächenversiegelung und erforderlicher Infrastrukturerweiterung mit wachsendem Mobilitätsaufwand nur noch begrenzt realisierbar. Mit dem vorliegenden Verfahren wird eine sichere, energiesparende und wirtschaftliche Maßnahme zur nachhaltigen Nutzung durchfeuchteter und/oder schadstoffbelasteter Gebäudesegmente realisiert.
Der energetische Vorteil dieser Lösung besteht darin, dass keine Klimatisierung und Schadstoffabfuhr aus dem gesamten Raumvolumen mehr erforderlich wird. Diese bleibt auf das wesentlich kleinere Luftvolumen hinter der Trockenbau-Vorsatzschale, d.h., auf die hygrothermische Grenzschicht der Außenwände beschränkt. Der Raum selbst ist von den klima-, schadstoff- und geruchsbeeinflussenden Bauteilen entkoppelt und kann mit üblicher Heizungs- und Lüftungstechnik ohne Luftfilter konditioniert werden.
Vorträge
- 12. Int. Konferenz Solarökologische Bausanierung, „Online-Feuchtemonitoring und Lüftungssteuerung in Altbauten als Trocknungs- und Trockenhaltungssystem und zur Erfolgskontrolle bei Sanierungen“, Wietow 20.4.2018
- 29. Hanseatische Sanierungstage des Bundesverband Feuchte & Altbausanierung (BuFAS) e.V., „Langzeittrocknungsverhalten von Mauerwerk – Praxisbeispiele“, Heringsdorf 2.11.2018
- 13. Int. Konferenz Solarökologische Bausanierung, „Zur Wirkungsweise der Ratiodry-Feuchtesonde“, Wietow 26.4.2019
- 53. Deutscher Holz- und Bautenschutzverband e.V. (DHBV) – Sachverständigentagung, „Wirkungsweise der ratiodry Feuchtesonde – ein Beitrag zur digitalen Transformation und Qualitätssicherung des Betriebs von Gebäuden durch messwertbasierte Sachverständigen-Expertise“, Sonthoven 19.9.2019
- Bauschäden.- Baumesse Chemnitz 2007
- Schimmel im Altbau aus baufachlicher Sicht. - Baumesse Chemnitz 2008
- Sanierung von Wasser- und Feuchteschäden. - Baumesse Chemnitz 2008
- Ursachen für Schimmelbildung im Altbau.- Baumesse Chemnitz 2009
- Steildächer und Flachdächer aus Holztragwerken – Das machen wir schon immer so? - Baumesse Chemnitz 2013
- Schimmelpilzursachen. - Baumesse Chemnitz 2013
- Flankendiffusion und Flankenkonvektion - 7. Internationaler Holz[Bau]Physik-Kongress Leipzig 2016
- Vom Glaser-Verfahren zur hygrothermischen Bauteilsimulation: Was kann die Bauphysik heute? Wo bleiben die anerkannten Regeln der Technik stehen? Herbsttagung des LV Sachsen/Thüringen im DHBV Bautzen 2017
- Bauphysikalische Zusammenhänge: Schimmelpilzbildung während der Bauausführung. - Sachverständigentagung zum DHBV-Verbandstag Lübeck 2017
- Untersuchungsmethoden und Messtechniken zu klimabedingten Feuchtezuständen in historischen Kellerräumen. Sachverständigentagung zum DHBV-Verbandstag Sonthofen 2019
- Technische Trocknung durchfeuchteter Bauteile: Anwendung und aktuelle Entwicklungen WTA-AG 6-15. - 8. Sachverständigentag der WTA-Deutschland Weimar 2019
Buchbeiträge und Fachartikel
- Edition Bautenschutz, „Online-Feuchtemonitoring und Lüftungssteuerung in Altbauten als Trocknungs- und Trockenhaltungssystem und zur Erfolgskontrolle bei Sanierungen“, 2018
- Edition Bautenschutz, „Der ratiodry®-Baustoffdetektor – Zur Aussagekraft hygrometrischer Feuchtemessungen in Mauerwerken“, 2019
- Schützen & Erhalten – Fachzeitschrift des Deutschen Holz- und Bautenschutzverbandes e.V. (DHBV), „Qualitätsrevision mit der ratiodry Feuchtesonde“, März 2020
- Die besonderen Risiken der Mischbauweisen.-In: Quadriga 6/2014, S. 39-45
- Eingriff mit hohem Risiko. - In: Quadriga 5/2015, S. 41-48
- Ja geht denn das? Vor Hochwasser schützen und die Mauerwerkssituation verbessern.- In: B+B Bauen im Bestand 3/2019 S. 8-12
- Untersuchungsmethoden und Messtechniken zu klimabedingten Feuchtezuständen in historischen Kellerräumen, Teil 1: Bauklimatische und hygrothermische Bestandsaufnahme. - In: S+E Schützen und Erhalten, März 2020, S. 23-27
- Untersuchungsmethoden und Messtechniken zu klimabedingten Feuchtezuständen in historischen Kellerräumen, Teil 2: Verwendung der Messergebnisse in hygrothermischen Simulationen. - In: S+E Schützen und Erhalten, Dezember 2020, S. 26-31